Aktuelles klimawandel-angepasstes Waldbrand-Schutz- und -Bekämpfungs-Konzept für das Kerpener Stadtgebiet
Antrag zur Sitzung des Umweltausschusses am 02.06.2020
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
die SPD-Fraktion beantragt für die Sitzung des Umweltausschusses am 02.06.2020 folgenden Beschluss zur Abstimmung zu stellen:
„Die Verwaltung wird beauftragt, ein umfassendes aktuelles klimawandel-angepasstes Waldbrand-Schutz- und Bekämpfungskonzept für unsere Waldgebiete zur raschen Umsetzung zu entwickeln.
Hierbei muss auch die Anlage von Feuerlöschteichen eruiert werden, gespeist aus bisher nicht genutztem Grundwasser aus dem Tagebau, in der Nähe von Waldgebieten.
Dieses Konzept soll in der Sitzung des Umweltausschusses am 18.08.2020 vorgestellt werden.“
Begründung:
Die immer deutlicher werdenden Auswirkungen des Klimawandels u. a. in Gestalt zunehmender längerer Trocken- und Dürreperioden auch in unserer Region sind wohl unabwendbar. Wir müssen also reagieren und Anpassungsmaßnahmen ergreifen. Derzeit verzeichnen wir seit Wochen keine nennenswerten Niederschläge. Seit Januar reiht sich ein Wärme-Rekordmonat an den nächsten.
Unsere Waldgebiete einschließlich Unterholz sind infolgedessen trocken, zusätzlich verstärkt durch den allgemeinen Grundwassermangel, ausgelöst durch die jahrzehntelangen großflächigen Grundwasserabsenkungen zur Sicherstellung eines störungsfreien Tagebaubetriebs.
Es sind viele Menschen in unseren Waldgebieten als Jogger, Spaziergänger, Radfahrer, Reiter unterwegs, durch deren Präsenz (z. B. Raucher) die Waldbrandgefahren zusätzlich ansteigen.
Laut Meteorologen sind in 2020 -wie leider in den Vorjahren 2018 und 2019- auch hierzulande relativ frühe Hitze- und Dürreperioden mit neuen absoluten Hitzerekorden zu erwarten.
Wir haben vor nicht allzu langer Zeit in Australien und in den USA gesehen, wie urplötzlich Waldbrände entstehen, die sich rasend schnell in die Wälder fressen und zu welch verheerenden Schäden und tragischen Verlusten dies führte. Waren diese Waldbrände noch weit entfernt, hat sich nun auch die Betroffenheit für uns verschärft.
Am 20. April lief in der ZDF-Nachrichtensendung HEUTE ein Live-Filmbeitrag über einen großen akuten Waldbrand in durchaus vorhandener Nähe:
In einem Ortsteil von Gummersbach brannte ein ca. 100 ha (1.000.000 m²) großes Waldgebiet auf ca. 60 % der Fläche. Es mussten deshalb Menschen ihre Häuser verlassen. Der erfahrene örtliche Feuerwehreinsatzleiter hat 2 erschreckende grundsätzliche Aussagen getroffen:
- In seiner gesamten Laufbahn habe er noch nie einen derartigen Waldbrand erlebt.
- Er sei jedoch wegen der Dürrejahre 2018 + 2019 und der seit 4 Wochen andauernden aktuellen Trocken- und Dürrephase nicht über die Tatsache eines Waldbrandes in seiner Region überrascht. Konkret sei ein derartiges Schadens-Ereignis für ihn nicht eine Frage des Ob, sondern nur des Wann gewesen.
In dem Filmbericht wurde auch hervorgehoben, dass die Waldbrandgefahren wegen der auch in den nächsten Wochen zu erwartenden Trockenheit ständig weiter zunehmen werden!
In unserem Stadtgebiet existieren international bedeutende Verkehrsachsen, die bei Waldbränden extrem gefährdet wären. Hier sind zu nennen die A 4, die A 61, die Eisenbahnstrecke Köln-Aachen, aber auch in lokalem Zusammenhang die Erfttalstraße, die durch zumindest eines unserer Waldgebiete führen. Aber auch die Menschen in den an unsere Waldgebiete angrenzenden Stadtteile, wie z. B. Neu-Bottenbroich, Horrem und Brüggen, wären großen Gefahren für Leben und Gesundheit und ihr Hab und Gut ausgesetzt. Es wäre deswegen sicherlich nicht unangemessen, in einer solchen Gefahrenlage, wie sie ein oder gar mehrere größere/r Waldbrand bzw. Waldbrände in unserem Stadtgebiet darstellen würde/n, als Katastrophenfall zu betrachten.
Grundsätzlich sollten unsere Waldgebiete aus Brandschutzgründen für die Feuerwehren aus möglichst vielen Richtungen barrierefrei zugänglich sein. Es sind jedoch derzeit beispielsweise im / am Kerpener Parrig zumindest zwei riskante Zufahrthindernisse für die schweren Feuerwehreinsatzfahrzeuge vorhanden:
- aus Richtung Norden / aus Richtung Sindorf: die nicht tragfähige, schmale und durch einen Sperrpfosten für Fahrzeuge gesperrte fragile Holzbrücke am Rosengarten über einen offenen Graben kurz vor dem Stauwehr an dem vom Erftflutkanal („Große Erft“) abzweigenden kleineren Erftarm („3. Erft“) sowie
- aus nordöstlicher Richtung / aus Richtung Götzenkirchen sowie aus südlicher Richtung / aus Richtung Schloss Loersfeld: die schmale Brücke über den Erftflutkanal (Nähe Waldschenke), die laut örtlicher Beschilderung lediglich 2,8 Tonnen Tragkraft aufweist und durch Pfosten beidseitig für den Fahrzeugverkehr gesperrt ist.
Das bedeutet, dass im Bereich dieser Brücken bzw. aus den genannten Richtungen ein schneller Einsatz der schweren Löschfahrzeuge auf kürzestem Wege derzeit nicht möglich ist.
Auch sollten, wegen der häufiger niedrigen Wasserstände der nahen Kleinen Erft und der Großen Erft (Erftflutkanal) und der damit nur begrenzten Wasserentnahmemöglichkeiten, zusätzliche Wasserversorgungsstellen (z. B. Hydranten) möglichst nahe an den Waldrändern installiert werden, um die bei den eingesetzten Tanklöschfahrzeugen mitgeführten, begrenzten, rasch verbrauchten Wasservorräte ergänzen zu können.
Bekanntlich hatte der Umweltausschuss am 19.09.2019 /TOP 19, die Verwaltung -entsprechend ihrem Vorschlag- einstimmig beauftragt, Gespräche mit RWE Power bezüglich der Nutzung von Grundwasser aus dem Tagebau für allgemeine Zwecke (Bewässerung von Acker- und Waldflächen, öffentlichen Parkanlagen und städtischen Straßenbäumen im öffentlichen Verkehrsraum) aufzunehmen. Diese Gespräche sollten laut Mitteilung der Verwaltung in der Umweltausschusssitzung am 10.03.2020 bereits am 11.03.2020 stattfinden. Das vorstehende Thema „zusätzliche Wasserentnahmestellen und Feuerlöschteiche zu Brandschutz- und -bekämpfungszwecken“ sollte zusätzlicher Gesprächsinhalt mit RWE Power mit dem Ziel einer raschen Realisierung sein.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Lipp
Fraktionsvorsitzender